JOËL MALL
Leben wie in den Ferien: Mall mit seinen Kindern auf Zypern.
FC Aarau und beim FC Baden fit, einen Vertrag erhielt ich jedoch leider nicht, sodass ich wirklich ernsthaft ans Karriereende gedacht habe.» Plötzlich Nationaltorwart Zyperns Rückwirkend war es ein Glück, dass sich Mall durchgebissen hat – er hütete fortan ein weiteres Jahr das Tor von Nikosia und nach fünf Jahren auf der Insel wurde Mall eingebürgert und debütierte im Juni 2023 für die zypriotische Nationalmannschaft. «Ich wurde vom Ver- band angefragt, ob ich mir vorstellen könnte, für das Nationalteam zu spielen», erzählt Mall. «Sie würden mich dafür im Einbürgerungsver- fahren unterstützen. Weil ich fünf Jahre in Zypern gelebt hatte, wur- de das möglich. Ich habe es mir lange überlegt und es ist mir nicht leichtgefallen. Es war ja schliesslich nicht einfach ein Wechsel des Teams – man nimmt eine neue Nationalität an. Es ging also auch um Identifikation.» Mall schwärmt von Land und Leuten und im Gespräch merkt man schnell, dass diese Identifikation sehr ausgeprägt ist. Seine Kinder haben ihr ganzes Leben in Zypern verbracht und seine Frau und er haben viele Freunde gefunden sowie in verschiedenen Städten gelebt. «Wir fühlten uns immer sehr wohl, wir mögen das Klima und die Insel sehr gut», betont Mall. «Nach sehr vielen Gesprächen habe ich mich darum entschieden, diesen Schritt zu wagen.» Das Duell mit Superstar Haaland Inzwischen stand der Torhüter schon in sieben EM-Qualifikations- spielen und vier Freundschaftsspielen für Zypern im Tor. Seine Ge- genspieler waren plötzlich Stars wie Khvicha Kvaratskhelia (Napoli/ Georgien), Erling Haaland (ManCity/Norwegen), Martin Ødegaard (Arsenal/Norwegen) oder das Ausnahmetalent Lamine Yamal (Bar- celona/Spanien). «Technisch und taktisch haben mir die jungen Spa- «Sportlich lief es sofort sehr gut und das Klima, die Strände und die Leute waren ein Traum, doch neben dem Platz war es in Zypern äusserst chaotisch.» JOËL MALL
nier am meisten imponiert und ich dachte, die spielen eine andere Sportart», erinnert sich Mall, der gegen die Iberer in zwei Partien neun Tore hinnehmen musste (0:6/1:3). «Doch das Duell mit Haaland kann nichts toppen und davon werde ich noch meinen Enkeln erzählen. Sein Ehrgeiz ist unglaublich, zudem ist er ein äusserst korrekter und sym- pathischer Typ.» In zwei Qualifikationsspielen konnte der Superstar Mall viermal bezwingen, es hätte aber auch deutlich mehr sein können – der Servette-Hüter rettete mehrmals mirakulös gegen den Norweger mit einem aktuellen Marktwert von 180 Millionen. Zum Vergleich: Jener von Mall ist 360-mal kleiner. Eine wahrlich verrückte Wendung also vom Fast-Karriereende zum Nationalspieler Zyperns und Stammkeeper beim Schweizer Cupsieger. Wie würde Mall sein verrücktes letztes Jahr in Genf beschreiben? «Wenn Sie mich nach Worten für die abgelaufene Spielzeit fragen, wird es schwierig», schmunzelt Mall. «Vor allem nach dem Cupsieg brauchte ich einige Tage, um zu realisieren, was geschehen war. Wie Sie merken: Ich bin auch heute noch sprachlos.»
Fürs Privatalbum: Mall im Duell mit dem norwegischen Superstar Erling Haaland.
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